In den meisten Ländern Europas sind Frauen doppelt so oft wegen Depression in Behandlung wie Männer. Doch eine andere Verteilung macht stutzig. Depression gilt als Hauptursache für Suizid. Unter den jährlich 47.000 Menschen, die sich in der EU das Leben nehmen, befinden sich jedoch dreimal so viele Männer wie Frauen. Wie kann das sein?
In Wirklichkeit sind sehr viel mehr Männer depressiv, aber ihre Krankheit wird nicht diagnostiziert – auch, weil sie sich als vermeintlich „starkes Geschlecht“ keine Hilfe suchen. Alex McClintock aus dem schottischen Perth will dieses Rollenbild durchbrechen. Er hat eine Gruppe gegründet, in der Männer über ihre Gefühle sprechen.
Eine weitere Erklärung, warum die männliche Depression oft unerkannt bleibt: Sie versteckt sich hinter atypischen Symptomen wie aggressivem Verhalten. Eine Klinik bei Paris bietet die Behandlung von aggressivem Verhalten bei männlicher Depression an. Hier hat sich Vincent Rouchère schon mehrmals bei depressiven Episoden behandeln lassen. „Meine Traurigkeit kann ich nicht rauslassen. Ich weiß nicht, wie man weint“, sagt Vincent. „Dieser Überfluss an Traurigkeit ist in Wut umgeschlagen.“ In der Klinik lernt Vincent, seine Wut zu kanalisieren und wieder an die dahinter liegenden Emotionen zu gelangen.
Mehr und mehr gerät die männliche Depression in den wissenschaftlichen Fokus. Die Dokumentation blickt auf den aktuellen Stand der männlichen Depressionsforschung und zeigt, wie Betroffene von einer geschlechtersensiblen Prävention und einer auf Männer zugeschnittenen Diagnostik und Behandlung profitieren.



